Eine abschließende Betrachtung über 15 Jahre Fernstudienzentrum der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg


Ulrich Bernath (1993)

1. Anmerkungen zum historischen und bildungspolitischen Kontext

2. Die Beratungs- und Betreuungsaufgabe des Fernstudienzentrums

3. Die Mitwirkung an der Entwicklung von Fernstudienangeboten

4. Die Entwicklung der Organisationsstruktur des Fernstudienzentrums


1. Anmerkungen zum historischen und bildungspolitischen Kontext

Das Fernstudium in Deutschland hat eine junge und sehr wechselvolle Geschichte. Sie enthält die für beendet erklärten Kapitel des staatlich zentral gelenkten Hochschulfernstudiums in der ehemaligen DDR) und des ähnlich "von oben" verordneten aufwendigen Modellversuchs Fernstudium im Medienverbund (FIM)) in der alten BRD. Daneben stehen die Institutionen des Fernstudiums, die noch für eine gewisse Tradition sorgen. Dazu zählen insbesondere die nordrhein-westfälische FernUniversität - Gesamthochschule - Hagen, die im deutschsprachigen Raum die zentrale, grundständige Fernstudien anbietende, staatliche Universität ist, das Deutsche Institut für Fernstudien an der Universität Tübingen (DIFF), ein von Bund und Ländern finanziertes Institut für Fernstudienforschung und Fernstudienentwicklung und mehrere kleinere Fernstudien vor allem für die Weiterbildung entwickelnde bzw. anbietende Einrichtungen an deutschen Hochschulen und schließlich noch eine kleine, private Fernfachhochschule der Akademikergesellschaft für Erwachsenenbildung mbH (AKAD).

Die "Bestandsaufnahme") zum Fernstudium in der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahre 1989 hat auch heute noch Gültigkeit; danach zeichnet sich das Fernstudium in Deutschland durch eine auffällige Vielfalt der Institutionalisierung, durch regionale Unausgewogenheit und meist fachliche Begrenztheit aus.)

Allein durch die FernUniversität in Hagen werden heute in Deutschland Fernstudien in Diplom- und Magisterstudiengängen und die wissenschaftliche Weiterbildung in der Fernstudienmethodik im nennenswerten Umfang ermöglicht. Die Bedarfsorientierung ist bei 50.000 Einschreibungen im Studienjahr 1992/93 unter Beweis gestellt. Bis zu diesem Nachfrageplateau hat sich die FernUniversität kontinuierlich aufwärtsbewegt und dabei als eine angesehene Fernuniversität in der europäischen Vereinigung der Fernuniversitäten und Offenen Universitäten, der European Association of Distance Teaching Universities (EADTU), etabliert.

Die Einführung des europäischen Binnenmarktes am Anfang des Jahres 1993 hat freilich die deutschen Aspekte des Fernstudiums erheblich relativiert, denn "in anderen westeuropäischen Ländern ist die Entwicklung von Fernstudienangeboten weiter vorangeschritten als in Deutschland".)

Das für Hochschulangelegenheiten autonom zuständige Land Niedersachsen hat sich an der Gestaltung des Fernstudiums in Deutschland auf seine Weise eingebracht. Dabei ist mit dem sogenannten "Niedersächsischen Modell" der Fernstudienzentren an Hochschulen des Landes in den siebziger Jahren offensichtlich eine vorausschauende und richtungweisende Infrastrukturentscheidung getroffen worden.

Bereits mit der Gründung der FernUniversität im Jahre 1975 wurde die Frage nach einer flächendeckenden Beratung und Betreuung für niedersächsische Fernstudierende aufgeworfen, und als Ergebnis eines Modellversuchs wurden bereits im Jahre 1978 an den Hochschulen in Hildesheim und Lüneburg und an der Universität Oldenburg zentrale, wissenschaftliche Einrichtungen für das Fernstudium errichtet. Zusätzlich wurde eine Zentrale Arbeitsstelle Fernstudium an der Hochschule Hildesheim für das Land Niedersachsen geschaffen.)

Mit dieser Infrastruktur sollten in Niedersachsen die Fernstudienzentren neben der Betreuung der Studierenden der FernUniversität auch die Entwicklung und Begleitung von Fernstudien anderer Anbieter, einschließlich derjenigen der eigenen Hochschulen gewährleisten. Hier folgte das Land Niedersachsen im Unterschied zur FernUniversität und dem Land Nordrhein-Westfalen weitgehend Überlegungen, Empfehlungen und Plänen, die vor allem von Uwe Brandes und Ernst Raters entwickelt wurden.)

Damit verband sich der selbst im internationalen Vergleich neuartige Anspruch an (Präsenz-)Universitäten, mit ihren zentralen Einrichtungen für das Fernstudium nicht nur in üblicher Weise den eigenen Fachbereichen bei Fernstudienentwicklungen zu dienen, sondern auch - und dies zunächst in der Hauptsache - Beratungs- und Betreuungsleistungen für Studierende anderer Universitäten wie der FernUniversität zu erbringen.

Dieser Aufgabenstellung hat sich das Fernstudienzentrum der Universität Oldenburg erstmals im Studienjahr 1978/79 eigenständig und im Kooperationsverbund mit den beiden niedersächsischen Fernstudieneinrichtungen in Hildesheim und Lüneburg gestellt.)

Vergleichbare Hochschuleinrichtungen für das Fernstudium entstanden in jener Zeit noch an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt und an der Universität Bremen.

Nach den jüngsten Empfehlungen des Wissenschaftrates zum Fernstudium in Deutschland "(ist) die Einrichtung von Studienzentren an Hochschulen ... eine zwingende Konsequenz eines verstärkt auf regionale Angebotsstrukturen und Bedürfnisse ausgerichteten Fernstudiensystems"), und an anderer Stelle spricht sich der Wissenschaftsrat in einem "Verbundmodell aus zentralen Fernstudieninstitutionen und Präsenzhochschulen" nochmals eindeutig für "Fernstudienzentren als zentrale Einrichtungen an einzelnen Hochschulen zur organisatorischen und administrativen Unterstützung der am Fernstudium beteiligten Fachbereiche") aus.

Damit bestätigt und bekräftigt der Wissenschaftsrat eine von den Ländern Niedersachsen, Bremen und Hessen vorweggenommene und vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft geförderte und inzwischen von den meisten Bundesländern auch nachvollzogene Entwicklung zu einem bundesweiten Netz von Fernstudienzentren an Hochschulen, das heute bereits aus 18 Knoten besteht.)

Der Wissenschaftsrat stellt mit seiner Empfehlung an das Land Nordrhein-Westfalen, "eine Verlagerung der nordrhein-westfälischen Studienzentren an benachbarte Hochschulen zu prüfen") sehr konsequent sogar das Modell der FernUniversität in Frage, die ihre Studienzentren als nachgeordnete Verwaltungseinheiten mit regionalpolitischer Orientierung flächendeckend für Nordrhein-Westfalen betreibt.)

Schlägt man an dieser Stelle den Bogen zwischen den multifunktionalen Orientierungen, die den niedersächsischen Fernstudienzentren vor 15 Jahren vorgegeben wurden und dem heute beispielsweise durch das Oldenburger Fernstudienzentrum erreichten Stand, so scheint die Strukturfrage für diese zentrale Einrichtung an einer Universität nach allen Modellversuchen, Bestandsaufnahmen und Begutachtungen offensichtlich zufriedenstellend beantwortet zu sein.)

Diese Struktur bringt ihre Prozesse hervor und begünstigt das eine und das andere. So lassen sich nun im weiteren Rückblick auf 15 Jahre praktische Arbeit zwei große Aufgabenbereiche betrachten.

Das ist zum einen die Beratungs- und Betreuungsaufgabe des Fernstudienzentrums, die wir wie ein Studienzentrum der FernUniversität wahrnehmen und das ist zum anderen die Aufgabe, an Fernstudienentwicklungen der Fachbereiche mitzuwirken. Für den ersten Aufgabenbereich ist eine Rechtsverpflichtung mit staatlichen Haushaltsmitteln zu erfüllen. Die Entwicklung eigener Fernstudienvorhaben konnte dagegen bisher nur mit Mitteln Dritter realisiert werden.)

2. Die Beratungs- und Betreuungsaufgabe des Fernstudienzentrums

Im Verhältnis zur FernUniversität stellte sich für niedersächsische Studenten die offene Frage nach der notwendigen bzw. adäquaten Studienberatung und fachlichen Betreuung von Fernstudierenden in Diplom- und Magisterstudiengängen. In der FernUniversität bestand hierüber anfangs kein Konsens. Dies wurde aber eindeutig zur Hauptaufgabe des Fernstudienzentrums in den ersten Jahren seines Bestehens gemacht. Es galt hier, ein geeignetes Konzept für die Beratung und Vorbereitung von Studieninteressenten und zur fachlichen Begleitung von Fernstudierenden in grundständigen Fern-Studiengängen zu entwickeln, zu erproben und zu etablieren.

Die relative Unabhängigkeit von der FernUniversität und deren eigenen Modellen erlaubte eine Gestaltung des Beratungs- und Betreuungsbetriebes, die sich enger am britischen System der Open University orientierte und sich teilweise sehr deutlich von den in der FernUniversität praktizierten Formen unterschied.)

Die uneingeschränkte Förderung der Beratungs- und Betreuungsaufgabe gegenüber Fernstudierenden durch das Land Niedersachsen im Jahre 1978 und in den folgenden Jahren darauf hat dem Oldenburger und den verbundenen niedersächsischen Fernstudienzentren insgesamt frühzeitig Profil verliehen und hat damit im wesentlichen zwei Entwicklungen ermöglicht:

Erstens gibt es inzwischen auch an der FernUniversität mehr Übereinstimmung darüber, daß zum Studienerfolg Fernstudierender auch eine dezentrale Beratungs- und Betreuungskompetenz in Studienzentren notwendigerweise dazu gehört.)

Zweitens hat die Herausbildung von Beratungs- und Betreuungskompetenz in grundständigen Fernstudiengängen im Fernstudienzentrum der Universität Oldenburg Entwicklungen eröffnet bzw. begünstigt, die bereits am Anfang der achziger Jahre einsetzten und zur Übertragung und Anwendung der Erfahrungen und der Kenntnisse in eigenen Fernstudienentwicklungen, Modellprojekten und kleineren Forschungsvorhaben führten.

Für die Wahrnehmung der Beratungs- und Betreuungsaufgabe gegenüber den Fernstudierenden in den Diplom- und Magisterstudiengängen der FernUniversität mußte die Universität Oldenburg und ihr Fernstudienzentrum im Rahmen der Kooperationsbeziehung zur FernUniversität selbst Verantwortung übernehmen.) Daraus erwuchs ein eigenständiges Konzept und es drängte sich damit auch die Frage nach der Evaluation auf, die zu eigenen Studien führte. Von Bedeutung sind dabei die Unter-suchungen über den Einfluß der räumlichen Distanz zwischen dem Fernstudierenden und dem Fernstudienzentrum), über Gasthörer im Fernstudium) und über Studierende, die das Fernstudiensystem verlassen und oft pauschal als "drop out") abgehandelt werden.

Zwischen den Ebenen der Praxis und den Ergebnissen der genannten Studien sind Wechselbeziehungen von erheblicher Tragweite entstanden. Die sogenannte "Distanz"-Studie bestätigte beispielsweise das große Gewicht der Studientage und der Wochenendseminare im Betreuungsprogramm des Fernstudienzentrums) und begründete die Schritte zur Dezentralisierung des Beratungs- und Betreuungsangebotes in der Region Weser-Ems, die schließlich zur Errichtung eines Substudienzentrums an der Fachhochschule Ostfriesland in Emden führten). Die Evaluationsstudien haben zum reflektierten Handeln und zur Untermauerung der Praxis beigetragen.

So vertritt das Fernstudienzentrum der Universität Oldenburg ein erprobtes und differenziertes Konzept aufeinander abgestimmter Maßnahmen zur Vorbereitung von Studieninteressenten und der bedarfsgerechten, gruppenbezogenen, fachlichen Betreuung für Fernstudierende unter Beachtung regionaler Gegebenheiten eines großen, ländlichen Einzugsgebietes.) Kooperations- und Netzwerkbeziehungen tragen zur Effektivierung und Qualitätssicherung des Konzeptes bei.

Dieses Konzept für studienerfolgsorientierte Studierende der FernUniversität, entwikkelt und realisiert an einer konventionellen Universität, wirft die interessante Frage auf, was durch die Begegnung und das Aufeinandertreffen der unterschiedlichen Hochschulsysteme bzw. der differenten Studien"kulturen" in der Universität Oldenburg, in der Präsenzuniversität mit ihrem Fernstudienzentrum, ausgelöst wird. Wahrgenommen wird dies hauptsächlich als eine Aufgabe der Integration von Fern- und Präsenzstudien in verschiedensten Formen.

Hierfür gibt es Beispiele:

Hochschullehrende sind in Einzelfällen auch als Mentoren tätig und beteiligen sich so an der fachlichen Betreuung von Fernstudierenden und eröffnen sich und ihren Studierenden in beiden Hochschulsystemen den Erfahrungsaustausch.

Fernstudierende nehmen beim Besuch des Fernstudienzentrums oftmals weitere Dienstleistungen aus dem Rechenzentrum oder der Bibliothek in Anspruch und wachsen so auch in die Universität Oldenburg hinein. Sie können darüber hinaus auch Gasthörer werden.

Auf einer höheren Stufe der Integration kombinieren Studierende beider Hochschulsysteme Fern- und Präsenzstudienformen, indem sie entweder in einem sukzessiven Prozeß infolge veränderter Präferenzen vom Fern- in das Präsenzstudium oder umgekehrt wechseln oder gemäß der rechtlichen Gegebenheiten durch Einschreibung an der Präsenzuniversität und einem Zweithörerstatus an der FernUniversität ein "Kombistudium" in Teilzeit- oder Vollzeitform realisieren.

Dies alles findet in nennenswerten Umfängen statt, die sich durch individuelle Entscheidungen einstellen. Hierfür haben die Universität Oldenburg und die FernUniversität bisher noch keine Programme entworfen.)

Dennoch wird die Integration von Fernstudienelementen in das Präsenzstudium auch als Aufgabenstellung vom Fernstudienzentrum gesehen, dann werden aber auch die Interessen der eigenen Fachbereiche tangiert, und somit fallen diese Aufgaben in den zweiten Aufgabenbereich des Fernstudienzentrums, über den im folgenden Abschnitt Ausführungen gemacht werden.

3. Die Mitwirkung an der Entwicklung von Fernstudienangeboten

Die Mitwirkung des Fernstudienzentrums an Fernstudienentwicklungen in der Universität Oldenburg beginnt naheliegenderweise wieder bei den Fernstudienangeboten der FernUniversität bzw. bei anderen Fernstudienanbietern. Hier lassen sich fünf Betätigungsfelder nennen, in denen in den zurückliegenden Jahren Erfahrungen gesammelt werden konnten:

1. Die Nutzung von Kursen der FernUniversität einschließlich der dazugehörigen Prüfungs- und Betreuungsleistungen in spezifischen Weiterbildungsangeboten in der Region des Fernstudienzentrums unter Einbeziehung von Leistungen der Universität Oldenburg.)

2. Die Adaption von Fernstudienangeboten in Weiterbildungsprogrammen der Universität Oldenburg, wie es beim Fernlehrgang "Ökologie und ihre biologischen Grundlagen" der Universität Tübingen mit dem Fachbereich Biologie) und im Falle der "Humanistischen Psychologie" der Universitäten Bremen, Hagen und Würzburg mit der Arbeitseinheit Psychologie im Gesundheitswesen des Fachbereichs Psychologie der Universität Oldenburg) gelang.

3. Die modellhafte Erprobung des Einsatzes von Kursmaterialien der FernUniversität in der Präsenzlehre der Universität Oldenburg.)

4. Die modellhafte Erprobung des Einsatzes fremdsprachiger Fernstudienangebote in das Präsenzstudium der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg in Anlehnung an die Mobilitätsprogramme der Europäischen Kommission.)

5. Die Entwicklung von geeigneten Studienwegen für Inhaftierte und Gehörlose durch die Verbindung von Fern- und Präsenzstudienformen.)

Die genannten Beispiele für verschiedene Formen der Integration von Fern- und Präsenzstudium in der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung sind immer auch Gegenstand der Beratung in den Selbstverwaltungsgremien der Universität Oldenburg gewesen, die das Fernstudienzentrum als eine Zentrale Einrichtung des akademischen Senats begleiten oder über das Zusammenwirken aus den jeweils beteiligten Fachbereichen heraus befinden.

In dieser Eingebundenheit in die Universität Oldenburg und mit der fachbereichsübergreifenden Koordinationsfunktion für Angelegenheiten des Fernstudiums wurden im Fernstudienzentrum know-how und Expertise herausgebildet, die schließlich auch zu verschiedenen Fernstudienentwicklungen an der Universität Oldenburg führten und bei denen die Aufgabe des Projektmanagements jeweils vom Fernstudienzentrum übernommen wurde. Hier lassen sich drei Projekte nennen:

1. Die "Lehrerfortbildung im Fernstudium - Informatische Grundkenntnisse für Lehrer"),

2. das Kontaktstudium im Medienverbund für Krankenpflegepersonal "Psychologi-sche Gesundheitsförderung") und

3. die Studienvorbereitungsprogramme in Mathematik mit Bezug auf verschiedene wissenschaftliche Anwendungsgebiete.)

In allen drei Fällen sind die Entwicklungsleistungen in größeren Kooperationszusammenhängen, die weit über die Universität Oldenburg hinausführten, entstanden.) Die Lehrtexte bzw. Module zur "Psychologischen Gesundheitsförderung" werden beispielsweise in einem Netzwerk von mehreren Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt, und es werden im Studienjahr 1993/94 über 40 Experten für die berufsbezogene wissenschaftliche Weiterbildung des Krankenpflegepersonals beteiligt sein.

Offenkundig ist dennoch, daß die bisher genannten Betätigungsfelder eher in Randbereichen der Universität liegen. Jedoch sind das Felder, in denen künftig verstärkt Leistungen von Universitäten erwartet werden) und es sind Felder, die bevorzugt mit Fernstudien in Verbindung gebracht werden.)

Nach den vorausgegangenen Ausführungen über die zwei großen Aufgabenbereiche soll abschließend noch die Frage nach der internen Organisation des Fernstudienzentrums beantwortet werden.

4. Die Entwicklung der Organisationsstruktur des Fernstudienzentrums

Von Anfang an war die Zentrale Einrichtung Fernstudienzentrum für die multifunktionale Koordination von Fernstudienangelegenheiten vorgesehen.

Im Laufe der Entwicklung des Fernstudienzentrums ist zwischen der Leitungs- und Verwaltungsebene eine fachlich gegliederte Ebene für wissenschaftliche Mitarbeiter mit der Wahrnehmung von Koordinationsaufgaben eingeführt worden, auf der die Aufgaben der Studienvorbereitung und Studienberatung, der fachgebietsbezogenen Koordination des Einsatzes der nebenberuflich und nebenamtlich tätigen Mentorinnen und Mentoren und die Mitwirkung an Entwicklungsvorhaben angesiedelt sind.

Die Aufgaben sind in drei fachlich orientierten Arbeitsbereichen zusammengefaßt:

1. Im Arbeitsbereich Wirtschafts- und Rechtswissenschaft,

2. im Arbeitsbereich Mathematik, Informatik und Ingenieurwissenschaften und

3. im Arbeitsbereich der Erziehungs-, Sozial- und Geisteswissenschaften.

Mit der Herausbildung dieser Struktur konnte ansatzweise ein Projektmanagement für Fernstudienangelegenheiten an der Universität Oldenburg möglich gemacht werden, das sich jeweils durch die Zusammenfassung verschiedenster Erfahrungsbereiche und praktisch erprobte Kompetenz auszeichnet.

Die faktische Organisationsentwicklung, die sich nur schritt- oder etappenweise vollzog, war ihrerseits selbst mit Erprobungsvorhaben gekoppelt und hatte sich somit zu bewähren.

Das bereits zitierte Modellvorhaben "REGIO" trug zur Abklärung des Verhältnisses von fachlicher und regionaler Orientierung bei der allgemeinen Aufgabenwahrnehmung des Fernstudienzentrums bei. Danach läßt sich das weitgehende Spektrum von Aufgaben eines multifunktionalen Fernstudienzentrums an einer Universität am besten nach dem fachlichen Gliederungsprinzip für die Koordinationsebene zuordnen, dem dann die regionale Orientierung hinzuzufügen ist.

In einem neueren Vorhaben erprobt das Fernstudienzentrum im Verbund mit den Fernstudienzentren an den nordwestdeutschen Universitäten in Bremen, Hamburg, Hildesheim und Lüneburg den Betrieb eines EuroStudyCentre im Rahmen des European Open University Network der European Association of Distance Teaching Universities (EADTU). Hier stellt sich die Frage nach der Mitwirkung am europäischen Fernstudium und nach der Kooperationsfähigkeit gegenüber europäischen Fernstudienanbietern. Aus der Sicht des Oldenburger Fernstudienzentrums wird nun auf der fachlichen Koordinierungsebene auch noch verstärkt eine internationale Orientierung abverlangt.

Bewältigt werden kann ein derart umfangreiches und wachsendes Aufgabenspektrum nur von einem Fernstudienzentrum, das als Ressourcen- und Entwicklungseinheit mit Leitungs- und Entscheidungskompetenz sowie mit personaler, wissenschaftlich qualifizierter und fachbereichsunabhängiger Koordinierungskapazität ausgestattet ist. Dann können die Koordinierungsaufgaben für mehrere Fachbereiche gebündelt werden. Eine Basisstruktur bildet dann das oben genannte Modell der drei Arbeitsbereiche.)

Das Land Niedersachsen hat mit seinen Mitteln hierfür noch nicht ausreichend gesorgt.)

Ginge es darum, aus der Geschichte des Fernstudienzentrums der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zu lernen, dann müßte der nächste Schritt in Richtung auf eine "angemessene" organisatorische Struktur, wie sie dem Wissenschaftsrat für die Beteiligung der Fernstudienzentren an der künftigen Entwicklung und Durchführung des Fernstudiums in Deutschland vorschwebt), noch zwingend folgen. Dann erst könnte das "Modell Niedersachsen" auch zu einem Modell für ein Fernstudienzentrum an einer Universität mit europäischer Dimension werden.

Schließlich kann nur auf einer soliden organisatorischen Basis ein Zusammenhang zwischen dem grundständigen Fernstudium und den weiterbildenden Fernstudien für Berufstätige in Verbundmodellen bis hin zu den europäischen Fernstudienprojekten hergestellt werden.

Dank einer relativ guten Ausgangsposition im Jahre 1978 und einer erfolgreichen Verknüpfung von defizitärer Infrastruktur und drittmittelerwirtschafteten, zusätzlichen Handlungsmöglichkeiten kann das Fernstudienzentrum der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bereits im Rückblick auf die Arbeitsschwerpunkte der vergangenen 15 Jahre auf Erfahrungen in den empfohlenen Handlungsfeldern verweisen und für die weitere Entwicklung darauf aufbauen.


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